30 Jahre Feuerwache an der Tittmoninger Straße

10.01.2017

Ein Meilenstein für die Trostberger Feuerwehr
Vor 30 Jahren wurde die große Feuerwache an der Tittmoninger Straße in Trostberg eingeweiht – Seither über 5000 Einsätze von dort gefahren

 
Von Lucia Frei

Trostberg. Die Freiwillige Feuerwehr Trostberg ist mit mehreren spezialisierten Fachgruppen, einem technisch hochwertigen Fuhrpark, mit der Atemschutz-Pflege- und Ausbildungsstelle des Landkreises und hauptamtlichen Gerätewarten eine der modernsten Truppen im Landkreis. Ein wichtiger Meilenstein dafür wurde vor genau 30 Jahren gelegt: 1986 bezog die Trostberger Wehr die neue, große Feuerwache an der Tittmoninger Straße. Die Mitglieder, die den Umzug miterlebt haben, bezeichnen ihn als Quantensprung. Denn davor waren die Fahrzeuge in drei verschiedenen Gebäuden in drei Stadtteilen untergebracht gewesen.
„Wie das war, kann sich heute keiner mehr vorstellen“, sagt Walter Schilder, der viele Jahre lang hauptamtlicher Gerätewart war. Das Haupthaus der Trostberger Feuerwehr hatte sich bis Mitte der 80er Jahre in Schedling befunden, weitere zwei Fahrzeuge waren beim Haringer an der Bayernstraße untergebracht – dort, wo heute eine Kneipe ist –, und die Drehleiter stand in einer Garage in der Schwarzau. Bei einem Alarm rückten die Einsatzkräfte von den verschiedenen Standorten aus – die Truppe vom eigentlichen Feuerwehrhaus in Schedling, die sogenannten „Österreicher“ vom Haringer und die Schwarzauer von ihrer Garage aus. Oft funktionierte der Funk nicht richtig. „Und so wussten wir meistens gar nicht, ob die anderen auch ausgerückt sind und ob die Drehleiter schon gefahren ist“, erinnert sich Schilder.
 
Dreifache Arbeit in drei Gebäuden
Schilder als Gerätewart hatte dadurch außerdem dreifach Arbeit. „In manchen Wintern habe ich jeden Tag an jedem Feuerwehrhaus Schnee geschaufelt“, erzählt er. Er musste außerdem immer schauen, ob die Heizung in allen Gebäuden funktionierte, ob die Fahrzeugbatterien in Ordnung waren und ob Schneeketten aufgezogen werden mussten. Paul Klinger, der damals Zweiter Kommandant war, attestiert Schilder aber trotz der Aufsplittung einwandfreie Arbeit: „So sauber wie unsere Fahrzeuge war kaum ein anderes beieinander. Und viele Autos wären schneller kaputt gegangen, wenn sich der Walter nicht so gekümmert hätte.“
Dennoch waren alle froh, dass die Pläne von einem zentralen Feuerwehrgerätehaus, über das schon lange gesprochen worden war – bereits 1975 hatte das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz die unzulängliche Situation in Trostberg bemängelt –, Anfang der 1980er Jahre endlich konkreter wurden. Der Stadt Trostberg gehörte ein Großteil des Grundstücks an der Tittmoninger Straße, wo heute die Feuerwache und der Bauhof stehen. Teilgrundstücke wurden noch hinzugekauft. Und dann begannen die Planungen.
 
Erster Entwurf mit Kegelbahn im Keller

Der erste Entwurf beinhaltete unter anderem einen unterkellerten Vorplatz samt Kegelbahn für die Feuerwehrler und einen großen Lehrsaal an der Stelle, wo sich jetzt die Abfahrt befindet – veranschlagte Kosten: 15 Millionen Mark. „Dann wurde immer wieder der Rotstift angesetzt“, erzählt Klinger. Der zweite Vorschlag kam noch auf zehn Millionen Mark, der dritte auf sieben Millionen. Paul Klinger erinnert sich an ein Gespräch des damaligen Bürgermeisters Hans Schlagberger mit dem damaligen Kommandanten Max Huber (beide sind bereits verstorben), in dem Schlagberger gesagt habe: „Wir haben fünf Millionen. Sollen wir damit bauen oder nicht?“ Max Huber habe erwidert: „Wir bauen! Auf geht‘s!“
Am 12. November 1984 war der erste Spatenstich. Paul Klinger begleitete die Bauphase. „Ich war jeden Tag von 7 bis 9.30 Uhr auf der Baustelle“, erzählt er. Er war damals zwar Zweiter Kommandant, aber sicherlich Erster Bau-Kommandant. Im Juni 1985 wurde der Firstbaum gesetzt. Und ein Jahr später, am 27. Juni 1986, wurde das neue Domizil feierlich eingeweiht. Ein schmiedeeiserner Schriftzug im Stüberl, in dem sich die Aktiven nach Einsätzen und Übungen noch zusammensetzen können, zeugt noch von diesem großen Tag.
Der Bürgermeister berichtete bei der Einweihungsfeier, zu der rund 200 geladene Gäste, darunter auch der damalige Landtagsabgeordnete Alois Glück, gekommen waren, von stattlichen Zuschüssen seitens des Freistaats Bayerns, des Landkreises Traunstein und der Bayerischen Versicherungskammer. Abzüglich dieser Finanzspritze habe die Stadt noch rund drei Millionen Mark selbst tragen müssen.
Heute wissen die Feuerwehrler, dass der Sparkurs nicht nur vier Firmen die Existenz gekostet hat, weil sie zu günstige Angeboten abgegeben hatten, sondern auch einige Mängel für die Wehr mit sich gebracht hat. Der Schlauchturm musste auf dem Grund des Bauhofes errichtet werden, und der damalige Kreisbrandrat Engelbert Deininger habe bei der Einweihungsfeier festgestellt, dass das Haus wunderschön, aber zu klein sei. Denn die Stützpunktfeuerwehr hatte schon damals acht Fahrzeuge und dafür nur genau acht Stellplätze in der Halle. Auch Lagerflächen sind etwas knapp bemessen.
Dennoch sind die Trostberger Feuerwehrler mit ihrer Feuerwache zufrieden. Der Schlauchturm beispielsweise war damals die modernste Anlage, die man kriegen konnte. Die Kommandanten Klinger und Huber waren vor der Anschaffung eigens nach Belgien geflogen, um einen Schlauchturm mit dieser Ausstattung zu begutachten. Noch heute wird der Turm in Trostberg, der mittlerweile nachts futuristisch beleuchtet ist, von vielen bewundert. Die Schläuche werden vollautomatisch hochgezogen, gewaschen und abgedrückt. Anschließend werden sie in einer anderen Anlage aufgerollt. Auch für die Ortsteilfeuerwehren in Heiligkreuz, Lindach und Oberfeldkirchen werden in Trostberg die Schläuche gewaschen.
Eine weitere Besonderheit ist die Atemschutz-Pflegestelle und -Ausbildungsstätte für den Landkreis. Bürgermeister Schlagberger habe sich vehement dafür eingesetzt, dass die zweite Pflege- und Ausbildungsstelle des Landkreises damals in Trostberg eingerichtet wurde, erinnert sich Klinger. Walter Schilder hat die Pflegestelle als Gerätewart aufgebaut, und diese wurde so beliebt, dass auch Feuerwehren aus dem Landkreis Altötting zum Prüfen der Atemschutzgeräte nach Trostberg kamen.
 
Ausbildung von 1766 Atemschutzgeräteträgern
Seit 1987 haben hier 99 Lehrgänge stattgefunden, und 1766 Atemschutzgeräteträger wurden ausgebildet. Jeder Atemschutzgeräteträger muss außerdem einmal im Jahr die Atemschutzstrecke meistern. Dazu kommen die Feuerwehren aus dem nördlichen Landkreis nach Trostberg. Im Dachboden der Feuerwache wurde bereits 18 200 Mal die Atemschutzstrecke absolviert. Zudem wurden in 28 Lehrgängen, die ebenfalls der Landkreis koordiniert, 202 Chemikalienschutzanzugträger ausgebildet.
Nach dem Hauptbau hat die Feuerwehr zusammen mit dem Bauhof noch eine Waschanlage für die Fahrzeuge bekommen. Außerdem wurden eine Dienstwohnung für den Gerätewart errichtet und eine Notstromanlage installiert. In den vergangenen 30 Jahren hat sich natürlich auch die technische Ausrüstung weiter entwickelt. Hatte früher jeder aktive Feuerwehrler einen Funkwecker in der Größe eines Kofferradios daheim, so läuft heute alles über Piepser und Handys. Wenn die Einsatzkräfte in die Fahrzeughalle kommen, sehen sie bereits auf einem großen Bildschirm die Infos zum Einsatz und eine Landkarte mit Anfahrtsskizze. Mit einer speziellen Software werden die Daten der Alarmierung ausgelesen und übertragen.
 
Raus aus dem Bett, rein ins Fahrzeug
Eine gute Ausstattung erhöht natürlich die Motivation der Aktiven. Die einstige Spezialregelung von Bürgermeister Schlagberger, der fast alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung verpflichtet hatte, der Feuerwehr beizutreten, war eigentlich gar nicht notwendig. Trostberg hat auch ohne Pflichtengagement top-ausgebildete und motivierte Feuerwehrler. Besonders stolz sind diese auf ihre Ausrückzeiten. Walter Schilder lacht: „Es war schon oft so, dass ich bei Alarm aus dem Bett gesprungen bin und dann auf dem Hof schon von den ersten Aktiven beinahe zusammengefahren worden wäre.“
Fast jeden Tag ist in der Feuerwache was los. „Im Jahr haben wir weit über 200 Ausbildungsbelegungen“, berichtet der aktuelle Erste Kommandant Hans-Peter Heimbach. Gut nachvollziehbar, dass unter der starken Frequentierung auch das Material leidet. Und so müsste nach 30 Jahren schon das ein oder andere Möbelstück ausgetauscht werden. Dies und die Erneuerung der Hallentore, die energetisch veraltet sind, stehen 2017 an.
Den Kosten, die eine gut ausgerüstete Feuerwehr für die Kommune verursacht, steht eine enorme Leistung gegenüber. Über 5000 Einsätze haben die Trostberger von ihrer Feuerwache an der Tittmoninger Straße aus bereits absolviert.
Noch nicht eingezogen, aber schon ausgerückt An den allerersten Einsatz am 1. Februar 1986 erinnern sich Walter Schilder und Paul Klinger noch sehr gut. Die Fahrzeughalle war noch ein Rohbau gewesen, aber die Aktiven hatten sich zu einer Stellprobe der Fahrzeuge getroffen, als der Alarm ging. Sie sprangen in ihre Fahrzeuge und starteten zu einem Kellerbrand nach Oberfeldkirchen. „Wir waren noch gar nicht eingezogen, sind aber schon von dort ausgerückt.“
 
 
BU1: Ein beeindruckendes Bild geben die Aktiven, die Fahrzeuge und die Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Trostberg ab. Die Stützpunktfeuerwehr ist eine der modernsten Truppen im Landkreis. Ein Grundstein dafür war der Bau der neuen Feuerwache an der Tittmoninger Straße, die 1986 eingeweiht wurde.
 
BU2: Vor dem Bau der neuen Feuerwache Mitte der 1980er Jahre waren die Fahrzeuge der Trostberger Feuerwehr in drei verschiedenen Gebäuden in drei Stadtteilen untergebracht (von oben): im eigentlichen Feuerwehrhaus in Schedling, wo sich damals auch die Polizeiinspektion befand, in den Garagen beim Haringer am Caroplatz und in einer Garage in der Schwarzau. Die Koordinierung der Einsätze war damals sehr schwierig: Die einzelnen Trupps wussten nicht, ob auch die anderen ausgerückt sind.

Quelle: Trostberger Tagblatt, Artikel vom 31.12.2016